Meine Freundin Anna zieht bald in ihr Elternhaus. Vorher muss dort vieles umgebaut werden und so gehen seit Monaten Handwerker und Firmen im Haus ein und aus.
Dazu die Unruhe und Streitigkeiten innerhalb der Generationen, die bei so einem Bau nunmal zutage kommen.
Dicke Luft. Stress.
Permanent wird über Grenzen gegangen. Über Türschwellen, über Lärmschwellen, über Nervengrenzen, über Finanzgrenzen, über persönliche und emotionale Grenzen
und Zeitgrenzen der Bauplanung.
Und alles ballt sich in diesem Haus.
So ist es kein Wunder, wie mir der Hausgeist erschienen ist.
Schimpfend, wütend, gestresst, der einfach nur alles hinschmeißen und seine Ruhe haben will, aber keinen Rückzugsort mehr hat.
Nicht zuletzt, weil in Anna genau das gleiche vorgeht, fühlt sich auch dem Haus(Geist) sehr verbunden und persönlich angegriffen, wenn wieder jemand über Grenzen geht.
Nun, die Sache mit dem Bau und Umzug ist zum Glück vorübergehend. Dennoch scheint der Hausgeist eine sehr eigene mürrische, schnippische Persönlichkeit zu haben, der nun skeptisch ist, ob und
wann endlich wieder Ruhe einkehrt in seinen heiligen Hallen und er aufatmen kann.
Ich bin selbst fasziniert, wie ähnlich sich Anna und der Hausgeist sind und denke, die beiden werden dem Haus eine sehr eigene kraftvolle Energie geben, die niemand so leicht kippt, wenn sie
erstmal angekommen ist.